Gendern? Ja/Nein/Vielleicht

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Beim Sternchen geht es doch um non-binäre Menschen, die sich zu keinem der beiden Geschlechter zugehörig fühlen.
Nein ging es ursprünglich nicht, da ging es nur um die bessere Sichtbarkeit von Frauen.
Das wurde erst nachträglich dann hinzugedichtet, als die Kritik kam, das mit dem *innen ja non-binäre Menschen gar nicht berücksichtigt werden würden.

Ursprünglich ging es bei dem *innen nämlich ausschließlich dadrum das wenn man in Mehrzahl spricht, aber nicht nur Männer meint nicht jedes mal Spieler und Spielerinnen schreiben muss, sondern es mit Spieler*innen kürzer schreibt.

Man hat dann, nach der Kritik, wegen der fehlenden Einbeziehung non-binärer Personen, nur kurzerhand die "berühmte" Kunstpause hinzugefügt Spieler ... *innen und erkärt das jetzt non-binäre Menschen ja auch berücksichtig seien.

Ich persönlich finde die Pause zwar ehr absolut respektlos, gegenüber den betroffnen Menschen, weil es wie eine Lückenbüßererwähnung wirkt, aber am Ende sind wir dabei halt wieder was ich schon vor drei Seiten in einem Post schrieb. Es gibt eben keinen Terminus der alle Eventualitäten und Aspekte abdecken kann, da kann man sich auf den Kopf stellen und in die Hände klatschen und es wird sich nicht ändern und nicht funktionieren.

Sprache besteht eben nicht umsonst aus vielen Wörtern, um Dinge im Zweifel entsprechend auszudifferenzieren zu können, wenn sie in einem Wort nicht mehr erfasst werden können.

Will man dieses ausdifferenzieren aber überall und immerzu machen wird Sprache halt sperrig und unpraktisch.
Das ist nun einmal ein Fakt und hat nichts damit zu tun das irgend eine Gruppe / irgend ein Personenkreis diskriminiert werden soll.
 
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Die offensichtlichste klare Geschlechterrolle ist das austragen / gebären von Kindern, was halt nur Frauen können und Männer nicht. Genau deshalb gibt es eben u.a. auch die Unterscheidung in soziales Geschlecht und biologisches Geschlecht und die Geschlechterrolle.

Genau das fechten Genderfans doch an. Für die können sowohl "Männer" als auch "Frauen" (als auch eine ganze Menge mehr) sowohl "Gebährende" als auch "Nichtgebährende" sein.
(Wobei letztere beiden Begriffe in gewohnt irrationaler, sämtliche Regelmäßig-/Verständlichkeiten über Bord werfender Weise natürlich unter Verletzung des allgemeinen deutschen Sprachgebrauchs nicht Personen bezeichnen, die gerade gebähren - vergl. Radfahrende, Protestierende, etc. -, sondern Leute deren Körper eine Gebärmutter enthält, mal enthalten hat oder von genetischer Seite her hätte enthalten sollen. Ggf. auch Körper, in die eine transplantiert wurde. Aber diese Menschen fallen bislang noch in die Gruppe "zu unwichtig um bei GBTQTIPLMAA... berücksichtigt zu werden".)

Aber aus unerfindlichen Gründen bestehen ausgerechnet die Gender Fans darauf, dass Personen in Rock, die gerne Kochen und Make-Up tragen "Frauen" genannt werden sollten und pochen auf die Bezeichnung "Männer" für Personen, die sich die Haare kurz schneiden. Also gerade eben die klassichen Rollenbilder, gegen die 3-4 Jahrzehnte lange vehement gekämpft wurde, werden in verquerter Weise (Pun not intendet, but fitting) wieder zur Grundlage erklärt. Mit einer Schweigesekunde dazwischen für all das Spektrum an Möglichkeiten, dass man mit binär konjugierten Bezeichnungen begräbt.


In den Siebzigern und Achtzigern war die Hochzeit der Punks. Da lief man rum, wie man Lust hatte. Schau Dir Musiker dieser Zeit an, bunt, grell, androgyn, denke ich z.B. an David Bowie zurück. Schwierig, ich kann das nur aus meine unbedeutenden kleinen Perspektive sehen. Du hast vermutlich recht, dass systemetische Diskriminierung alltäglich gewesen sein wird, spätestens, wenn es um den Berufseintritt ging.

Als ich zur Schule ging war Androgynismus auch kein großes Problem. Klar, wer auf einmal als Junge lachsrosa trug (Anm.: war vor den 0ern) und sich die Nägel lackierte, wurde erstmal merkwürdig angeguckt und gehänselt. Aber das galt auch für Leute, die nach einer Woche Ferien plötzlich rabenschwarze Haare und Silberschmuck aller Orten hatten, Iro oder Birkenstock trugen. Wenn man einfach nur wierd aussah, gab sich das nach kurzer Zeit wieder. Wenn man sich permanent wierd verhalten hat, blieb man halt ein Außenseiter. Aber letzteres traf auch den 1a Cis-Mann, der sich das Hirn mürbe gekifft und deswegen ständig Scheiße gelabert hat, oder denjenigen, der in die Schach-AG ging und in den Pausen kein Fußball spielen wollte.

Ich weiß nicht, ob ich zufällig keine Mitschüler hatte, die sich "*" fühlten, sich keiner zu outen traute oder ob es schlichtweg keine Rolle spielte, aber Probleme wurden jedenfalls keine bekannt und ich tippe stark darauf, dass das an "war allen egal" lag. Kraftsport treiben, sich einen 3 cm Buzzcut zulegen und die vorhandenen Brüste unter dicken Pullis oder lockeren T-Shirts verbergen? Die Bros wesentlich zu eng umarmen und die Mädels ignorieren? Voll auf beste Freundinnen konzentrieren in einem Alter, in dem die meisten nur das andere Geschlecht im Kopf haben? Am Geburtstag in der ersten Stunde vor versammelter Klasse Dessous und ein paar Plüsch-Handschellen geschenkt bekommen und gleich mal ausprobieren, wie letztere sitzen? Wurde einfach gemacht. Niemand kam auf die Idee, deswegen Bezeichnungen jenseits des Spitznamens zu ändern oder gar von anderen Personen einen geänderten Sprachgebrauch einzufordern und somit war es den anderen schlichtweg egal.

Man war Pubertierender und der Rest der Menschheit wurde aufgeteilt in "irgendwelche Menschen, Details egal", "Freunde" und "potentielle Sexualpartner". Die auf "Irgendwen" verschwendete Zeit reichte gerade so für die Einhaltung allgemeiner Sprachkonventionen, Freunde hat man als Person respektiert, ohne sich um die korrekte Einordnung in 2/4/64 Kategorien zu kümmern und beim bevorzugten Gegenüber war man sich zugegeben nie sicher, wie man sie/ihn/es am besten ansprechen sollte und hat sich viele Gedanken darüber gemacht.
Aber nicht wegen der Personalpronomen ;) .

Was dagegen übrigens sehr wohl zu Gemotze führte: Diverse Versuche, Detailänderungen im Bereich "Deutsch" durchzusetzen aka Rechtschreibreform. Mit solchen Zwängen scheinen Leute allgemein ein Problem zu haben, insbesondere wenn dadurch neue Komplexitäten entstehen, vollkommen egal aus welchem Anlass das geschieht. Man beachte in diesem Zusammenhang die Entwicklung des Genderns:
- von "...er" auf "...er und ...innnen": Regelkonform, systematisch, niemand hat gemeckert.
- von "...er und ...innen" auf "...erInnen": Akustisch regelkonform, beim Schreiben fast und es vereinfacht zumindest Sätze, nur wenige haben gemackert.
- von "...erInnen" auf "komplett anderen, ausdrücklich als schlecht geltenden Satzbau für ...de" / auf "...er*Innen" und "...er_Innen" mit uneinheitlichen Sonderzeichen? Das Geschrei war groß.
- von (diverses oben genanntes) auf "...X" und zusätzlich bitte für jeden einzelnen ist-mir-egal Menschen passende (oder auch durchaus unpassende) Personalpronomen erfragen und merken? 1A-Shitstorm.


Es gibt eben keinen Terminus der alle Eventualitäten und Aspekte abdecken kann

Doch, eigentlich gibt bzw. gab es den schon: Das generische Maskulinum oder, seltener, Femininum. Die hatten ausdrücklich den Anspruch, einschließend für das gesamte Spektrum zu stehen (auch wenn man dessen Komplexität damals ggf. noch unterschätzte) und wurden auch Jahrhunderte lang so genutzt. Dann hat irgendwer behauptet, das wäre diskriminierend und würde zu sexistischem Denken führen. Seitdem sollen in zunehmend kürzeren Abständen immer mehr Gruppen explizit einzeln genannt werden, was eine effiziente Kommunikation immer weiter erschwert. Irgendwann wird das damit nennen, dass man einfach alle Namen runterratern muss, schließlich ist jeder ein Individuum und jedes Individuum gleich wichtig.

Um das zu Beschleunigen fordere ich an der Stelle schon mal das Ende den Verzicht auf sämtliche Pluralbildungen mit "die" und die Abschaffung sämtlicher nicht-sex-bezogener Substantive, die keinen neutralen Casus haben. (Anfangen können wir mit "die Abschaffung", "der Begriff", "der Sexismus" und "die Diskriminierung". WerWas solche AusdrückeWörter regelmäßig benutzt, derdas kann doch unmöglich neutral-inklusiv denken!)
 
Nein ging es ursprünglich nicht, da ging es nur um die bessere Sichtbarkeit von Frauen.
Das wurde erst nachträglich dann hinzugedichtet, als die Kritik kam, das mit dem *innen ja non-binäre Menschen gar nicht berücksichtigt werden würden.

Ursprünglich ging es bei dem *innen nämlich ausschließlich dadrum das wenn man in Mehrzahl spricht, aber nicht nur Männer meint nicht jedes mal Spieler und Spielerinnen schreiben muss, sondern es mit Spieler*innen kürzer schreibt.

Man hat dann, nach der Kritik, wegen der fehlenden Einbeziehung non-binärer Personen, nur kurzerhand die "berühmte" Kunstpause hinzugefügt Spieler ... *innen und erkärt das jetzt non-binäre Menschen ja auch berücksichtig seien.

Hast du Quellen zu der Herleitung? Das, was du primär beschreibst, ist meiner Erfahrung und meiner Wahrnehmung nach das Binnen-I. Das Gendersternchen, alternativ dazu die "Gender-Gap" (also der Unterstrich) vor dem "[...]innen", bei Pronomen auch als "die*der" ist meines Wissens nach eben genau für Menschen mit non-binärer Geschlechtsidentität gedacht. Die man mit dem Sternchen, der ja auch klassischerweise in Suchfunktionen als "Joker" gilt, halt sprachlich abbildet. Als ich mich vor rund 15 Jahren in entsprechenden Kreisen rumtrieb und der Kram damals aufkam, handhabten wir es jedenfalls so.

Also: will man im Glauben an eine unglaublich stark wirklichkeitsverändernde Kraft von Sprache (ich bin da mittlerweile eher, wenn auch nicht komplett skeptisch. Idealismus und Magisches Denken vs. Materialismus) sowohl Frauen als auch Männer in einem Wort abbilden: dann ist das Binnen-I die Wahl für den geneigten oder die geneigte UserIn.

Willst du die gewaltige Menge der non-binären Personen (von denen ein Großteil meines Eindrucks nach nicht mit ihrer tatsächlichen biologisch-geschlechtlichen Identität - dem "Sex" - hadert, sondern eben mit den damit verknüpften Erwartungen - dem "Gender") abbilden, dann nutzen geneigte User*innen das Gendersternchen, alternativ können Forumianer_innen auch das Gender Gap nutzen.
 
Doch, eigentlich gibt bzw. gab es den schon: Das generische Maskulinum oder, seltener, Femininum. Die hatten ausdrücklich den Anspruch, einschließend für das gesamte Spektrum zu stehen (auch wenn man dessen Komplexität damals ggf. noch unterschätzte) und wurden auch Jahrhunderte lang so genutzt.
Wir könnten ja mal einen jährlichen Wechsel von generischem Maskulinum auf generisches Femininum machen? So wie die Namen der Tiefdruckgebiete mal ein Jahr männliche und ein Jahr weibliche Namen tragen. Damit kann man dann auch sagen, dass alle anderen Geschlechter dazwischen abgedeckt seien. Oder noch ein generisches Neutrum-Jahr? Verdammt! Wenn wir so weit wären, wie wäre es denn mit das Ersetzen von der und die durch das? Das würde das Sprache deutlich simpler machen, und es hätte das Mann, das Frau und alles dazwischen keinen Grund mehr sich darüber aufzuregen.
 
Genau das fechten Genderfans doch an. Für die können sowohl "Männer" als auch "Frauen" (als auch eine ganze Menge mehr) sowohl "Gebährende" als auch "Nichtgebährende" sein.
Als Mann will man nicht unbedingt "Nichtgebährender" genannt werden.
Wie wäre es mit "Reinsteckender" oder ganz banal "Fic*ender" und die Frau oder das Mensch mit Musc*i halt "Gefic*te"!? :ugly:
 
... Als ich zur Schule ging war Androgynismus auch kein großes Problem. ...
Ich hab das zwar auch behaupten und im wesentlichen stehe ich dazu, aber wir konnten auch extrem ausgrenzend sein. Wobei das weniger an Äußerlichkeiten oder sexuellen Präferenzen lag, als viel mehr am eigenen Verhalten. Schwule Mitschüler hatten wir viele, wirklich massiv gehänselt haben wir nur einen, aber der musste auch jedem bei jeder Gelegenheit erzählen, was er wem gerade wo reingeschoben hat und wie geil seine Freunde in New York waren, wo er ein Jahr auf Schüleraustauisch war und das wir alle keine Ahnung haben.

Und genau dann, wenn Menschen penetrant werden, egal ob missionierende Veganer oder "ihr seit alle bisexuell" Verfechter, wird es nervtötend. Anstatt einfach zu sein, was man ist und daraus kein Fass zu machen.

Das Problem sind sicherlich gesetzliche Dinge wie Heiraten, Adoptionen, etc. bei denen ärgerliche Ungerechtigkeiten entstehen. Aber das sind juristische Kämpfe, die muss man nicht mit seinen Mitmenschen ausfechten.
 
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Ich hab das zwar auch behaupten und im wesentlichen stehe ich dazu, aber wir konnten auch extrem ausgrenzend sein. Wobei das weniger an Äußerlichkeiten oder sexuellen Präferenzen lag, als viel mehr am eigenen Verhalten. Schwule Mitschüler hatten wir viele, wirklich massiv gehänselt haben wir nur einen, aber der musste auch jedem bei jeder Gelegenheit erzählen, was er wem gerade wo reingeschoben hat und wie geil seine Freunde in New York waren, wo er ein Jahr auf Schüleraustauisch war und das wir alle keine Ahnung haben.

Und genau dann, wenn Menschen penetrant werden, egal ob missionierende Veganer oder "ihr seit sind alle bisexuell" Verfechter, wird es nervtötend. Anstatt einfach zu sein, was man ist und daraus kein Fass zu machen.

Das Problem sind sicherlich gesetzliche Dinge wie Heiraten, Adoptionen, etc. bei denen ärgerliche Ungerechtigkeiten entstehen. Aber das sind juristische Kämpfe, die muss man nicht mit seinen Mitmenschen ausfechten.

Jo, wie angedeutet: Ausgrenzen und mobben war definitiv stark möglich. Die Leute waren früher genauso Arschlöcher wie heute. Aber halt nicht wegen "Gender". Das hat erst Beachtung gefunden, als die Gender-Fans es bei jeder sich bietenden und vor allen Dingen auch bei sehr viel mehr sich nicht bietenden Gelegenheiten auf Punkt 1 der Tagesordnung gesetzt haben. Die eigene Sexualität und die eigenen Selbstverwirklichungspläne sind in der modernen, individualisierten Gesellschaft halt eigentlich jedem anderen egal. Solange, bis man sie anfängt anderen unter die Nase zu reiben und dann sind die beinahe unabhängig von der Art der Pläne/Präferenzen verärgert.


Wir könnten ja mal einen jährlichen Wechsel von generischem Maskulinum auf generisches Femininum machen? So wie die Namen der Tiefdruckgebiete mal ein Jahr männliche und ein Jahr weibliche Namen tragen. Damit kann man dann auch sagen, dass alle anderen Geschlechter dazwischen abgedeckt seien. Oder noch ein generisches Neutrum-Jahr? Verdammt! Wenn wir so weit wären, wie wäre es denn mit das Ersetzen von der und die durch das? Das würde das Sprache deutlich simpler machen, und es hätte das Mann, das Frau und alles dazwischen keinen Grund mehr sich darüber aufzuregen.

Von mir aus kann man postgender auch mit postcasus verbinden. Würde zwar Bezugsnahmen in einigen Texten erschweren, aber sonst vieles einfacher machen. Aber von Postgender hat sich die Gesellschaft in den letzten zwei Jahrzehnten ja immer weiter entfernt. Statt einfach alle als "Menschen" zu akzeptieren, sollen wir ja heute ein gutes Dutzend Gruppen getrennt berücksichtigen.
 
Doch, eigentlich gibt bzw. gab es den schon: Das generische Maskulinum oder, seltener, Femininum. Die hatten ausdrücklich den Anspruch, einschließend für das gesamte Spektrum zu stehen (auch wenn man dessen Komplexität damals ggf. noch unterschätzte) und wurden auch Jahrhunderte lang so genutzt.
Ich denke du weißt eigentlich sehr gut wie ich das meine, das du über 60 verschiedene biologische und soziale Geschlechter halt nie in einem einzigen Wort / einer einzigen Endung sichtbar abbilden können wirst, was ja mehr oder minder die völlig absurde Maximalforderung ist, mir der ein ziemlich penetranter Teil des Gender-Spectrums in der Debatte unterwegs ist. ;)

Das wird aber eben schlicht nie erfüllbar sein, weil das halt in einem Wort nicht geht, sonst hätte sich der Mensch im laufe der Entwicklung der Sprache auch die Mühe sparen können, sich Wörter zur ggf. konketten Ausdifferenzierung einer Sache einfallen zu lassen, wenn z.B. mit dem Begriff Fahrzeug bereits ausreichend klärbar wäre ob es sich dabei nun um einen PKW, einen LKW, einen Traktor, einen Panzer, einen Bagger, einen Radlader, einen Bus, ein Quad, ect. pp. handelt, weil das alles am Ende Fahrzeuge sind, aber alle eben ziemlich verschiedene.

Wenn ich nun über einen Stau spreche, oder allgemein den Verkehr, ist es am Ende i.d.R. auch verdammt egal welches Fahrzeug da explizit steht, oder fährt, während es bei einem Unfall schon einen gewaltigen Unterschied macht, ob ein LKW und ein PKW einen Unfall hatten, oder zwei PKW miteinander, oder ein Traktor und ein Panzer.

Die Forderung ist in der Sprachdebatte aber das dies im Grunde immer möglichst einzeln sichtbar sein muss, welche Fahrzeuge denn jetzt explizit alles überall zu jeder Zeit beteiligt sind. Also muss selbst wenn ich von einem Stau rede klar ersichtlich sein das da nicht auch nur PKW im Stau stehen könnten, wenn ich von Fahrzeugen spreche, sondern evt. auch der eine Traktor, der in einem von 100 Staus mal in selbigen geraten kann, indem man dann bitte von "Fahrzeug*traktokwen" spricht und Panzer dabei natürlich auch gemeint sind, weil die ja im * inbegriffen sind, die in einem von 10.000 Staus vielleicht auch mal in selbigen auftauchen könnten.

Letzlich bildest du damit aber eben auch nicht alles ab und kannst du damit gar nicht alles abbilden, was es an Fahrzeugen gibt und im Grunde, wie du ja auch selbst schon ausführst, müsste das am Ende zwangsläufig dazu führen das man wirklich jeden per Einzelaufzählung berücksichtigt, um auch nur niemanden, auch nur eventuell, auszugrenzen.

Das ist halt absolut unpraktikabel, gerade gegenüber der bis dato angewandten Praxis.
 
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Die eigene Sexualität und die eigenen Selbstverwirklichungspläne sind in der modernen, individualisierten Gesellschaft halt eigentlich jedem anderen egal. Solange, bis man sie anfängt anderen unter die Nase zu reiben und dann sind die beinahe unabhängig von der Art der Pläne/Präferenzen verärgert.
Gerade dieses "unter die Nase reiben" oder "sich zur Show stellen" fördert keine Normalität. Es ist irgendwie auch gegensätzlich. Einerseits wollen sie normal behandelt und wahrgenommen werden, auf der anderen Seite doch anders sein? Ich weiß es nicht. :ka:
 
Jo, dass ist der Teil, den ich auch nicht verstehe. Ähnlich wie umgekehrt das Bestehen auf starre Rollenbilder, nicht selten sogar auf klassische Rollenbilder, nicht passt, da man selbst eigentlich das größte Interesse an deren Auflösung haben müsste. Um ehrlich zu sein ist es diese Widersprüchlichkeit, wegen der mich das ganze Phänomen überhaupt interessiert.

Meine bislang beste These: Umgekehrte Projektion der eigenen, (wortwörtlich) verqueerten Lebenserfahrung
Wenn man durch die soziale Hölle gegangen ist, um seinen eigenen Lebensentwurf hinsichtlich Sexualität und Rollenbild offen leben zu können, dann werden Sexualität und Rollenbild einen riesigen Anteil am eigenen Leben haben, also betrachtet man auch auf die gesamte restliche Welt mit diesen Kategorien im Hinterkopf. Und erwartet, dass der Rest der Welt dass auch so macht und dass es gut und richtig wäre, immer nur in Gender-bezogenen Kategorien zu denken. Und dann stellt man dafür die Forderung auf, dass doch bitte auch alle nur denkbaren Gruppierungen dabei angemessen einbezogen werden sollen - wobei "angemessen" für die eigene Gruppe ggf. noch stark überzogen eigneschätzt wird, schließlich dreht man sich das eigene Weltbild ja vor allem um die eigenen Leiden. (Unter letzterem Problem leiden natürlich alle Interessensgruppen. Aber wenn man seine Bedeutung als "Autofahrer" 5% zu hoch einschätzt, ist das halt weniger auffällig, als wenn man einseitig amputierten Objektophilen 5% Aufmerksamkeit zu viel zuspricht.)

Ähnliche Mechanismen glaube ich auch bei anderen Minderheitenvertretungen zu beobachten - religiöse Gruppen, einige Sportbereiche, alles rund um "PoC" und an diversen öffentlichen Orten scheinen auch "Mütter mit einjährigen Kindern", "Mütter mit zweijährigen Kindern", "mit dreijähirgen", ... (bis ~zehnjährig) jede für sich der Meinung zu sein, ihrer Gruppe würden 50+% der Aufmerksamkeit zuzustehen. Im Bereich Gender fällt der Widerspruch von dieser Selbsteinschätzung und des einhergehenden Weltbilds zur realen Welt halt nur besonders krass auf, weil die reale Welt nicht so sex- und rollenorientiert funktioniert. Man kann z.B. nicht einmal objektiv sagen, ob der hosentragende, flachbrüstige, kurzhaarige Charakter in der Kaffeewerbung ein Cis-Mann, eine FtM-Transsexuelle, eine Transvestitin oder irgendwas anderes ist und auf wen er steht. Chromosomen, Genitalien und Partnervorlieben tauchen im Spot schließlich nicht auf, weil sie keine Rolle spielen. Aber Gender-Aktivisten postulieren reflexartig, dass die mehrheitlichen Darstellungen von der Bevölkerungsmehrheit ähnelnden Charakteren immer und überall einzig und allein der größten Bevölkerungsgruppe entsprechen, hier also ein Cis-Mann, und alle anderen ausblendet werden. Aus unfairerwise postulierten Ungerechtigkeit wird dann die Forderung abgeleitet, dass im nächsten Spot doch bitte ausdrücklich ein(e) Kaffeetrink* als solche(r) in den Mittelpunkt gerückt werden muss :wall: . Und weil sich KaffeetrinX natürlich nicht durch ein(e) Kaffeetrink* repräsentiert fühlen, kommt für den dritten Spot gleich die nächste Forderung von einer anderen der unzähligen denkbaren Gendergruppen :wall: :wall:.


Aber so ganz perfekt ist diese meine Theorie noch nicht. Denn im Prinzip behaupte ich gerade, dass Leute einerseits fordern, 1:1 in klassische Rollenbilder einsortiert zu werden, anstatt in ihrer 0,9:1 Erfüllung derselben erkannt zu bleiben, gleichzeitig aber auch wollen, dass genau diese 0,9:1-Position überall repräsentiert wird. Und umgekehrt wollen sie für sich selbst mehr Beachtung, aber gleichzeitig genauso behandelt werden, wie die unbeachteten angehörigen der 1:1 Mehrheit :ka: .
Der Ethologe in mir setzt seine Beobachtungen fort, kommt mit seinem auf "Männchen" und "Weibchen" konzentriertem Handwerkszeug aber nicht vorran :ugly: .
 
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