Ohne da jetzt ins Detail gehen zu wollen. Dieser Thread ist für mich wirklich das perfekte, abschreckende Beispiel dafür, warum ich als jemand, der noch nie mit Linux in Berührung gekommen ist, wirklich 0 Antrieb verspüre, mich damit zu beschäftigen. Da entsteht bei mir eher eine Abneigung gegen das System, wenn ich mir die Kommentare hier so durchlese.
Der Fairness halber: Es gibt tatsächlich ein paar "Grundlagen", die man beim Wechsel von Windows zu Linux unbedingt wissen sollte, um nicht mit falschen Erwartungen an die Sache heranzugehen. Falsche Erwartungen können nur enttäuschen...
- Das wichtigste ist, dass es keine einheitliche Desktopoberfläche wie unter Windows gibt, sondern mehrere. Welche für einem geeignet ist, bestimmt der eigene Geschmack; die größten und bekanntesten Oberflächen nennen sich "Gnome", "KDE", "Xfce" und "Mate". Unter Linux kann man diese problemlos im laufenden Betrieb de- und wieder installieren, oder mehrere gleichzeitig installiert haben.
- Strenggenommen beschreibt "Linux" nur den Kernel. Es gibt sog. Distributoren, die ein Paket aus Linux-Kernel + einen Haufen an Programmen, Treibern, Installern etc. zusammenstellen und - je nach eigenem Geschmack - unterschiedlich vorkonfigurieren, oder bestimmte Programme etc. weglassen. (Man kann Linux soweit runterdampfen, dass es auf Routern mit 4 MB Flash-Speicher und 16 MB RAM läuft, oder halt einen ausgewachsenen Gaming-PC gut ausreizt.) Es gibt wirklich hunderte, vermutlich sogar tausende sog. Linux-Distributionen, viele richten sich an Profis die wissen was sie tun, andere richten sich aber auch explizit an Linux-Neueinsteiger. Es gibt auch Linux-Distributionen, die auf anderen Linux-Distributionen aufbauen (sehr viele bauen etwa auf eine Linux-Distribution namens "Debian" auf etc.)
Canonical, die Firma u.a. hinter den Linux-Distributionen "Ubuntu", "Kubuntu" und "Xubuntu" ist da ein sehr gutes Beispiel und die Namensgebung macht da auch Sinn, wenn man sich mit ihr beschäftigt. Alle drei genannten Linux-Distributionen sind zu etwa 80% identisch, bei den restlichen 20% wird aber eine andere Desktopoberfläche standardmäßig mitinstalliert. Bei "Ubuntu" eine Standardoberfläche von Canonical, bei "Kubuntu" KDE (deswegen das "K"), bei "Xubuntu" Xfce (deswegen das "X") etc.
- Ebenfalls sehr wichtig: Die Programminstallation läuft unter Linux für Gewöhnlich anders ab als unter Windows. Unter Windows hast du deine EXE- oder MSI-Datei, die du per Doppelklick startest, und das Programm installiert sich von selbst. Unter Linux ist das nicht so einfach möglich, da ein Entwickler nie von Vornherein wissen kann, welche Anwendungen und Systemdateien vorinstalliert sind. Das ist der Nachteil der Flexibilität von Linux... Zu diesem Zweck nutzen viele Linux-Distributionen sog. Paketmanager. Man kann sich das im Grunde wie bei den Apps im Android- oder iPhone-Store vorstellen: Man installiert etwas, und der Paketmanager kümmert sich darum, dass alle nötigen Systemdateien mitinstalliert werden. Normalerweise sind Paketmanager an den Linux-Distributionen gebunden. (z.B. nutzt alles, was auf Debian aufsetzt, das sog. DEB-Paketsystem.)
In der Praxis läuft das meist so, dass man zuerst schaut, ob es die gewünschte Software im Repository (= Store, um es vereinfacht zu sagen) existiert, und installiert die Software von da (was auch wirklich kaum einfacher geht, ein Klick auf "Installieren", und schon ist es drauf). Gibt es die nicht, gibt es vom Entwickler der Software meist eine Anleitung, die beschreibt, wie man die entsprechende Software unter seiner Linux-Distribution zum Laufen kriegt. Und das ist leider eines der größten Pferdefüße unter Linux, weil die Installation eines zufällig im Internet gefundenen Tools nicht mit einem "joa, ich lads mal herunter und mache einen Doppelklick drauf" erledigt ist wie unter Windows. Der Aufwand zum Installieren ist zwar überschaubar, aber es IST ein Aufwand da... Und das schreckt ab, erst recht wenn man das noch nie zuvor gemacht hat.
Es gibt natürlich Bestrebungen, auch die Installation so einheitlich wie möglich (auch über Linux-Distributionen hinweg) zu machen. Bekannteste Beispiele sind sog. AppImage-Dateien, und Flatpak.
Ich denke, das reicht fürs Erste als Erklärung. Für den Desktopeinsatz ist Linux mMn. echt nicht viel anders als unter Windows, teilweise deutlich besser, teilweise eher schlechter. Auf alle Fälle ist vieles "anders" und das Wissen, dass man unter Windows gesammelt hat, hilft bei der Bedienung unter Linux nur bedingt weiter... Und gelegentlich muss man unter Linux die Shell (praktisch die PowerShell/CMD unter Windows) aufrufen, weil es für bestimmte Optionen keinen Button in einer GUI gibt. Ich könnte hier noch ein paar Dinge schreiben (beispielsweise die Verzeichnisstruktur unter Linux, die aber auch alles andere als ein Hexenwerk ist), aber mein Beitrag ist eh schon zu lang^^.