Wenn sich die Entwicklung so fortsetzt, wird man irgendwann nicht drum rum kommen, Maßnahmen zu treffen, die weit über das bisherige System hinausgehen oder Folgen zu akzeptieren, die weit über das bisherige hinausgehen.
Die unmittelbaren Folgen, die daraus resultieren könnten, wäre eine (höhere) Inflation und eine höhere Staatsquote mit dem Effekt einer größeren Staatsverschuldung.
Das Problem der Inflation konnten wir bereits zum Anfang dieses Jahrzehnts erkennen. Nachdem die Refinanzierungszinssätze in den USA auf nahezu Null gesenkt wurden, brauchte es ziemlich lange bis dieses, zusätzlich eingeführte Geld wieder aus dem Wirtschaftskreislauf abgezogen wurde. Dass dadurch letztlich eine größere Inflation entstanden ist, war auch erkennbar. Nur, aus den damaligen Problemen resultieren im Prinzip die heutigen. Das heißt, die Möglichkeit der günstigeren Kredite und Refinanzierungen hat die Banken, Investmentgesellschaften und Private Equity Unternehmen den Anreiz gegeben noch spekulativer und mit höheren Risiken zu agieren. Was daraus entstanden ist konnten wir dann 2007/2008 sehen.
Japan hatte auch eine lange Zeit ähnliche Probleme und kämpfte ebenso gegen eine Deflation an. Während eine Inflation gewollt ist und in einem Rahmen von 1 bis maximal 3,5% noch förderlich ist, ist eine Deflation extrem bremsend und nachteilhaft für die Wirtschaftskraft eines Landes.
Die USA sind im letzten Sommer in eine Deflation hineingerutscht, wenn aber auch noch in einem etwas geringerem Ausmaß.
Wiederum resultiert aus der Weltwirtschaftslage auch der Ölpreis. Jenen kann man auch als Indikator für die Wirtschaftslage ansetzen.
Obama hat angekündigt die Staatsverschuldung bis zum Ende seiner Amtszeit zu halbieren. Für das Jahr 2009 rechneten die USA mit ca. 1,45 Billionen USD. Jenes entspricht ungefähr 2/3 des BIPs der BRD.
Interessant dürfte es aber sein wie er das - auch angesichts der Verteidigungspolitik und den daraus resultierenden Kriegen - hinbekommen möchte.
Aus der hohen Staatsverschuldung der USA resultiert wiederum eine Abwertung des USD. Das führt zu einer Schwächung der dortigen Wirtschaft, aber auch für sämtliche Länder, welche ebenfalls den USD als Währung einsetzen. Das gilt für u.a. einige südamerikanischen Staaten. Ebenso werden bestimmte Rohstoffe und bestimmte Güter einiger Branchen (z.B. Luft- und Raumfahrt) international in Dollar abgerechnet.
Dass aber der Euro-Dollar-Kurs gegenwärtig bei lausigen 1,28 liegt (verglichen mit dem Vorjahr) liegt aber auch an der schwachen EU.
Natürlich kann kein Staat diese Unterstützungen auf Ewigkeit leisten. Ich denke aber, dass sich die Folgen dieser Krise insgesamt im Rahmen halten werden. Gemessen an den Ausmaßen ist diese Krise sicherlich deutlich größer als die Letzte, welche kurz nach dem Zusammenbruch der New Economy ausgelöst wurde. Dennoch aber zeigen sich bestimmte Wirtschaftskreise (noch) krisenresistent wiederum sind andere Bereiche insgesamt sehr konjunkturunabhängig. Beides trifft auf Unternehme und Branchen mit extrem langen Markt- und Produktlebenszyklen zu.
Als Resultat des ganzen, so gebe ich dir recht, muss man aber die Schlüsse ziehen und dementsprechend die notwendenigen Lehren ziehen und ableiten. Dazu gehören meiner Meinung nach auch verbesserte Regelungen für das Finanzwesen, aber auch eine gewisse, globale Vereinfachung und Vereinheitlichung. Der IWF wurde des öfteren schon als sog. Weltwährungshüter und Weltwirtschaftshüter vorgeschlagen.
Als eine wichtige Lehre sollte man aber erkennen, dass es falsch ist zu schnell und unkontrolliert zu handeln.
Aus heutiger Sicht war es falsch Lehman Brothers nicht zu unterstützen. Jedoch muss man bedenken, dass sich die USA damals in einem Wahlkampf befanden und dadurch zum einen das Handeln wie aber auch das Auftreten im Allgemeinen beschränkt und teils von anderen Faktoren abhängig gemacht wird. Die Auswirkungen, welche durch den Lehman Brs. Zusammenbruch ausgelöst wurden, waren auf jeden Fall deutlich größer als die Summen, welche damals als Bürgschaften und Überbrückungskredit im Gespräch waren. Zudem war es nicht vorteilhaft die Refinanzierungssätze derartig schnell nach unten zu korriegeren. Mit der rasanten Null-Prozent-Politik hat sich die Fed in den USA keinen Gefallen erwiesen. Erstaunlicherweise hat das sogar Greenspan kritisiert, welcher einst eine ähnliche Politik verfolgte.
Jedoch, die Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts hält sich bei den wirtschaftlich stabilisten Ländern sehr in Grenzen. Dazu sind auf jeden Fall die USA und Deutschland zu zählen, deutlich kritischer steht es allerdings um England, der Schweiz, Irland, Island sowie einer ganzen Reihe an osteuropäischen Staaten. Irland hält sich gegenwärtig hauptsächlich durch die Hilfen der skandinavischen Länder. Auch Länder wie Italien und Spanien, die schon vor der Finanzkrise an strukturellen Problemen zu knabbern haben, haben jetzt noch größere Probleme und sind daher auch auf die Hilfe und Mitwirkung anderer Staaten angewiesen.
Ich denke die Quintessenz des ganzen wird sein, dass sich auf jeden Fall (mittelfristig) England dem Euro-Raum annähern wird. Irland dürfte (mittelfristig) auch der EU beitreten, wodurch wiederum eine Euro-Adaption entsteht. Auch zeigt sich die Schweiz im Wandel, was man angesichts der Vertragsreihen der letzten 3-4 Jahren erkennen kann - nicht zuletzt auch dem Schengen-Beitritt.
Die vergangenen Krisen zeigten, dass es lange dauern wird, bis man das zusätzlich in eine Wirtschaft (durch die Notenbanken) hineingepumpte Geld wieder entnehmen kann. Erst in dem Moment, sobald die Wirtschaftslage verbessert, kann man die Refinanzierungssätze wieder anheben.
Die Folge wird wohl sein, dass während dieser Zeit die Devisen- und Finanzmärkte noch unter Druck stehen, hingegen aber Kredite allgemein günstiger (vor allem für Unternehmensrefinanzierungen) relativ günstiger werden. Jenes zeigt sich schon jetzt an den deutlich günstigeren Schuldverschreibungen gegenüber dem Herbst letzten Jahres. Auch könnte es sein, dass sich bestimmte Güter relativ verteuern.
Bernake spricht davon, dass bereits Anfang 2010 eine deutliche Verbesserung der Weltkonjunktur ersichtlich sein soll. Wenn das zuträffe, wäre es das wahrlich sehr begrüßenswert. Ich denke aber nicht, dass es so schnell gehen wird, zumindest nicht im EU/Euro-Raum. Es dauert immer noch eine Zeit bis sich eine Verbesserung in allen Ländern spüren lässt. Die USA befinden sich seit 2007 in einer Rezession, die EU hat es (mit Irland als erstes Land) erst im Sommer 2008 gemerkt. Bei anderen EU Staaten hat es noch länger gebraucht, weswegen die Resultate lediglich verschleppt wurden.
Zitat von ruyven_macaran:
Wir versuchen auch Dacia zu "retten" (über die Abwrackprämie),...
Sowohl die Abrwack- bzw. Umweltprämie sowie die Veränderung der Kfz-Steuer basieren aber auch auf Vorschläge und Ideen der Automobilindustrie. Besonders bei der Kfz-Steuer konnte man deren Mitwirkung und Einfluss anhand verschiedener Vorschläge bestens erkennen.
Insofern glaube ich nicht, dass diese Regelungen maßgeblich ausländischen Unternehmen helfen. Sicherlich sind durch die Abrwackprämie die Zahlen von Kleinfahrzeugen und damit auch die Marktanteile von ausländischen Kleinfahrzeugen gestiegen. Jedoch hat die Abrwackprämie auch bewirkt, dass die hohen Zuschüsse (also Rabatte) der Händler, welche im Vorjahr noch geleistet wurden, zurückgenommen wurden und durch die 2500 Euro Staatszuschuss ersetzt wurden. Jene Ersparnisse konnten die großen Unternehmen auf ihre größeren Modelle umlegen. Somit konnte man feststellen, dass die Händlerrabatte an Kleinfahrzeugen gegenüber dem Vorjahr geringer wurden, jene der Mittel- und gehobenen Klasse aber erweitert wurden.
Auch wenn du als Unternehmer viele kleine Fahrzeuge verkaufen kannst, so sind die Margen jener Fahrzeuge im Vergleich zu den teuren Mittelklassefahrzeugen deutlich geringer.
Insgesamt erweist sich die Abwrackprämie durchaus unterstützend für den Markt, allerdings - damit gebe ich dir recht - dürften die Unternehmen von dieser unterschiedlich profitieren. Dennoch aber können durchaus auch deutsche Unternehmen von dieser Regelung profitieren. Wirklich ausgleichen können sie aber die Verluste, welche im Ausland angefallen sind, nicht. Die Unternehmen, welche insbesondere in Nordamerika sehr stark vertreten sind hat es binnen dieser (Absatz-)Krise am härtesten getroffen. Das trifft vor allem auf Toyota, GM, Ford, Daimler, BMW und Porsche. Volkswagen ist in den USA eher dünn aufgestellt, dafür in bestimmten Wachstumsregionen verstärkt. Die Folge war, dass alle Hersteller unheimliche Umsatzrückgänge zu verbuchen haben, Volkswagen hingegen ziemlich konstant blieb. Mittlerweile ist Volkswagen auch zur Nummer 2 weltweit aufgestiegen, während die anderen Unternehmen zurückgefallen sind.
Im Kern ist die Abwrackprämie eben auch eine protektionistische Maßnahme, welche Deutschland im Alleingang durchgeführt hat, um seine Binnenwirtschaft zu unterstützen. Nur liegt der Unterschied z.B. im Vergleich zur fanzösischen Lösung darin, dass auch ausländische Unternehmen prinzipiell davon profitieren können.
Übrigens, auch England hat anschließend zeitweise überlegt die Abrwackprämie einzuführen.
Der Haken dieser Regelungen ist aber, dass sie eben wieder einen Alleingang eines EU-Staates darstellen. Anstelle dessen, dass die Länder zusammenarbeiten und gemeinsamen Zielen nacheilen, werden einzelne wirtschaftsstimulierende Maßnahmen besprochen. Jene wiederum müssen dann von der EU abgesgnet werden, wodurch man in Gefahr läuft, dass die mühsam besprochenen Binnen-Maßnahmen seitens der EU blockiert werden. Dadurch verliert man wiederum kostbare Zeit und vor allem den Handlungsspielraum.
Natürlich ist eine gemeinsame Lösung aller EU-27 Staaten schwierig, aber letztlich ist es unabdingbar und wohl auch effizienter, als das Herumgestochere einzelner Staaten, um eine (kurzzeitige) Wirtschaftsunterstützung zu erreichen. Weltweit trafen sich im letzten Jahr die G20 Staaten in Washington um einheitliche und gemeinsame Beschlüsse zu realisieren. Jenes Handeln war oder ist durchaus weitreichender und bedeutender als das Handeln Einzelner. Es ist nun einmal auch keine Krise, die nur in einer bestimmten Region auftritt und nur von einer Seite gelöst werden kann. Vielleicht sollte sich die EU auch daran orientieren.