Halte ich persönlich für gesponnenen Quatsch, weil eigentlich viel zu groß und aufwändig.
Ich habe noch nie abseits von Flugabwehrpanzern von Radaraufklärung bei Panzern gehört oder gelesen, die haben Infrarotsensoren, Laser und sehr spezielle Kameras (z.B. Wärmebild), aber ein Radar?!
Glaube ich nicht, halte ich eher für eine Erfindung des Authors.
"der Panzer hat Phased Array" ist auch nur eine Beschreibung einer Technik nach dem Vorbild von "mein Auto hat eine Turbine". Könnte ein Jet-Dragster sein, vielleicht aber doch nur ein Turbo-Diesel? Mit den seit Jahrzehnten in Kampfjets üblichen Technik (in westlichen ein paar mehr Jahrzehnte als in russischen) würde etwaige verbaute Technik abseits des Grundprinzips rein gar nichts gemeinsam haben. Wo Propagandatrolle Bezüge zur Su-57 ziehen wären real wohl eher Radarsensoren nach dem Vorbild ""autonomer"" Auto-Projekte zu erwarten.
Das deren Einbau zumindest geplant ist/war (ob man sie ohne westliche Zulieferer noch hat, ist eine andere Frage), halte ich aber sogar ohne Quellen für nahezu gesichert. Der Armata legt schließlich genauso viel Wert auf aktive Verteidigungssysteme wie alle andern Panzerprojekte der letztenn 10-20 Jahre und irgendwie muss ein Hard-Kill-System ja anfliegende Raketen erkennen. Die Dinger haben nicht genug Ladungen, um auf gut Glück bei jedem Verdacht loszufeuern (außerdem muss dann jedesmal jemand die zerfetzte Infanterie vom Panzer waschen), sondern muss prüfen, ob da wirklich eine Rakete im Anflug ist. Auf Infrarotaufnahmen genau von vorne ist selbige aber schwer erkennbar, Ultraschall melder sie erst nach dem Einschlag und Laser sind empfindlich gegenüber Dreck, brauchen eine Schwenktechnik und einen Einbauort mit Übersicht aber trotzdem guten Eigenschutz. Ein robustes, verteilt montierbares 1D-Array liefert dagegen schon mit wenigen einheiten die benötigte Sektorauflösung und die Dopplerverschiebungs-Analyse, für "da fliegt was mit Überschall auf mich zu" beherrscht jeder Polizei-Blitzer seit den 80ern. Zusätzlich könnte ein derartige System auch bei mehreren anfliegenden Granaten direkt die Feindesrichtung mitteilen und so die Fluchtchancen verbessern.
Je nachdem wie ernst man es mit AA-Fähigkeiten meint (nach dem Ukrainekrieg sicherlich um einiges ernster) würde ich auch etwas komplexere 2D-Radar-Systeme mit mehreren 100 m Reichweite vorstellen, das die grobe Position von Drohnen und Hubschraubern ermittelt. Reicht ja auf 10-15° genau, wenn die bekämpfende Waffenstation das eigentliche Zielen mit Laser oder Infrarot übernimmt. Aber allein der Unterschied zwischen "wenn kein Flakpanzer dabei ist, bin ich in absoluter Sicherheit bis die Crew mich gesehen und ein MANPAD ausgerichtet hat" gegenüber "mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit könnte jeder MBT jederzeit automatisiert auf mich feuern" macht einen RIESEN Unterschied, was Angriffstaktiken auf Kampfanzer angeht.
Womit Radar aber ganz sicher nichts zu tun hat: Gefechtsfeldaufklärung am Boden. Aus 2-3 m Höhe dicht über den Horizont einen anderen Panzer zu erkennen, der vieleicht 1 m hervorragt, wenn der gesamte Sichtbereich voll mit Boden- Vegetations- ...-Echos ist, wäre eine Meisterleistung. Und MANPATs haben praktisch gar kein Radar-Echo. Radar taugt nur zum Selbstschutzt, für ihren eigentlichen Einsatz braucht eine Panzercrew Augen, Nacht- und Infrarotsichtgeräte. (+ggf. Laser. Aktive Systeme zur permanenten Umgebungsüberwachung sind aber riskant)
Diese samt und sonders durch Kameras zu ersetzen ist imho das eigentliche Risiko beim Armata. Nicht der Motor (auch wenn man den, siehe oben, natürlich verpfuschen KANN) und schon gar nicht der Autolader. Um ehrlich zu sein finde ich den Wechsel auf Systeme, die die Munition in einem empfindlichen Bürzel unterbringen sogar paradox bei einem Panzer, in dessen Turm sich ja eben keine verletzliche Biomasse mehr befindet.
Warum?
Es gibt mehrere Generationen Reaktivpanzerungen, das Arena System, Schtora.
Nur ein paar Beispiele.
Was davon hat zB der Leo2?
Reaktivpanzerung ist keine besondere Maßnahme zum Schutze der Besatzung, sondern zum Schutz des gesamten Panzers. In dieser Eigenschaft ist ihr Potential begrenzt; die gleiche Masse zum Beispiel in ein Schott zwischen Crew und Muntion investiert, verbessert die Überlebenschancenn um Größenordnungen stärker. Und genau das ist einer der Unterschiede zwischen westlichen Designs, die dem Schutz der Crew eine große Bedeutung beimessen, und sowjetischen Panzern, in denen die Crew ein Einwegartikel ist, der nur solange interessiert, wie der Panzer insgesamt kampffähig bleibt. Die aber gerne mit in die Luft fliegen darf, wenn sowieso was hochgeht.
Und auf Reaktivpanzerung verzichten NATO-Panzer übrigens zum Wohle der Infanterie. Für interagierende, ungepanzerte Einheiten ist es nämlich hochgefährlich, wenn sich Panzer de facto in Splittergranaten verwandelt, sobald sie beschossen werden.
(An der Stelle der Verweis auf meine früheren Ausführungen zu unterschiedlichen Strategien des Warschauer Pakts und der NATO: Letztere musste sich auf kleinem Raum verteidigen. Enge Zusammenarbeit zwischen Infanterie und Panzertruppen gehörte ebenso dazu wie Bergung, Reparatur und erneuter Einsatz von Panzern mit gleicher Crew. Erster plante dagegen eine großräumig dynamische Verteidigung in der Tiefe, bei der abgesetzte, lahme Infanterie ohne hätte getrennt operieren müssen und bei auch perfekt gesunde Crews nach einem simplen Mobilitätskill in die Kriegsgefangenschaft gewandert, also aus militärischer Sicht ohnehin verloren wären.)